Martin Kesici: Ich flüchtete mich in Alkohol und Kokain
Aber in Deutschland ist ja leider immer alles anders und das Prinzip vom Tellerwäscher zum Millionär hier meist nur ein Wunschdenken und dann holt einen die nackte Realität wieder ein.
Jedoch Zwei Alben brachte Martin Kesici heraus, fünf Singles, er schaffte es an die Spitze der Charts. Zum großen Star wurde er trotzdem nicht – die Plattenfirma ließ ihn fallen, schickte ihn ins Nichts zurück. Jetzt hat er sich seinen Frust von der Seele geschrieben: In seinem neuen Buch "Sex, Drugs & Castingshows".
Wir zitieren das Interview von Kesici mit der Bild:
Im Gespräch mit BILD.de erzählt Kesici: „Ich wurde andauernd gefragt, was ich jetzt so mache, man habe ja so lange nichts mehr von mir gehört. Und natürlich, was ich von den ganzen aktuellen Casting-Shows halte, was ich dazu sage. Irgendwann dachte ich: Warum nicht einfach alles aufschreiben?“
Er schrieb, aber nicht allein. Er holte Markus Grimm (30) mit ins Boot.
MIt Markus Grimm hatten wir bereits ein ausführliches Interview zu dem Buch geführt und in einer der letzten Ausgaben des Just Celebrities Mags veröffentlicht.
Vielleicht erinnern Sie sich: Grimm gewann einst bei „Popstars“, sang sich in die Band Nu Pagadi – und geriet mit ihr zusammen in Vergessenheit. Grimm hat also auch ein bisschen was zu erzählen, wenn es um gecasteten Erfolg geht.
Kesici zu BILD.de: „Das Buch ist definitiv als Abrechnung gedacht. Wir wollten einfach ganz klar zeigen: Das, was die Leute im Fernsehen sehen, ist eben nicht die Realität!“
Der Berliner bereut nicht, dass er einst bei „Star Search“ mit machte. Auch für ihn war das ein Sprungbrett, ohne das er es vielleicht nie aus dem heimischen Musikkeller heraus geschafft hätte.
Aber:
„Niemand soll zu einer Casting-Show gehen und denken, man wird da reich und berühmt. Das wird man nämlich auf keinen Fall.“
Wer wirklich den Traum habe, zu singen und auf der Bühne zu stehen – „der ist da komplett falsch“.
Was Kesici vor allem stört: Der Erfolg sei nicht nachhaltig, es werde nur wenig in die Zukunft der Künstler investiert. Auch Kesici und seine Plattenfirma gingen irgendwann getrennte Wege. „Sie wollten, dass ich das dritte Album auf Deutsch singe – weil das gerade angesagt war. Aber ganz ehrlich: Das konnte ich nicht mit mir machen lassen, das geht doch nicht.“ Die Alternative: Allein weiter machen. Für Kesici hieß das erst mal, vor dem Nichts zu stehen.
Wie begegnet man diesem ständigen Auf und Ab aus Erfolg und Ablehnung, aus angehimmelt und dann sofort vergessen werden?
Kesici sagt: „Musik machen hatte für mich immer mit einem ganz bestimmten way of life zu tun, rock'n'roll, unterwegs sein, auf der Bühne stehen, Leute kennenlernen. Als ich dann bei 'Starsearch' war und gemerkt habe, dass das da ganz anders läuft, in was für einer Maschinerie man da steckt – das hat mich unglaublich deprimiert.“
Also trank er. „Ich habe mir ja schon immer gerne ein Bierchen gegönnt. Irgendwann wurde das immer mehr, die ganzen großen Shows, 'The Dome' und so weiter – nüchtern war ich da nie.“ Sieben, acht Bier habe er eigentlich jeden Abend getrunken.
Und wie war das mit dem Koks?
Auch darüber schreibt und spricht er heute ganz offen. Schon bevor er zu „Starsearch“ ging, hatte er Erfahrungen mit der Droge gesammelt. Dann, als alles vorbei war, er keinen Plattenvertrag mehr hatte und seine Karriere stagnierte – griff er wieder zum weißen Pulver. „Man kann sich gar nicht vorstellen, in was für ein extrem tiefes Loch man fällt. Zwei Jahre der riesige Wirbel, und auf einmal – gar nichts mehr. Das war schwierig. Das Kokain half mir, die Leere zu füllen.“
Fast wäre er abgerutscht. „Aber dann schaute ich eines Tages in den Spiegel und dachte: Mensch, Martin, was machst du da eigentlich? Du bist dabei, dir alles zu versauen! Pass' mal ein bisschen auf dich auf, mach' nicht alles noch schlimmer.“ Und: „Ich bin doch ein Kämpfer!“
Also weg vom Alkohol, weg vom Kokain. Heute geht es ihm gut, „ich bin ganz brav“.
Vor allem aber: Wieder Musik machen. Kesici arbeitet an einem neuen Album. Es erscheint nächstes Jahr, die erste Single kommt noch Ende 2009. Angst, dass es keinen Erfolg haben könnte, hat Kesici nicht. Oder dass er für alle immer nur der Typ aus der Casting-Show bleiben wird.
„Ich muss diesen Stempel abschütteln, aber ich glaube, ich kann das schaffen. Für viele bin ich schon jetzt nicht mehr nur Martin Kesici, der „Star-Search“-Gewinner. Sondern einfach: Martin Kesici, der Musiker.“
Das Buch „Sex, Drugs & Casting-Shows“ von Martin Kesici und Markus Grimm erscheint im riva Verlag.